Portraits
Das Gartenfest 2022
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Unser Kaleidoskop – ein Blick auf das Gartenfest
von Maria Wagner
Die ersten Gäste kommen. Zaghafte Begrüßungen und Orientierungsversuche. Die Schauplätze unseres Festes sind auf dem gesamten Grundstück verteilt. Kleine Schildchen, die wir im letzten Moment noch gedruckt haben, sollen den Besuchern einen Überblick über die Ausstellung in Haus und Garten zu verschaffen: Bilder von Alexandra sind im ersten Stock in Küche und Wohnzimmer zu sehen, Portraits von Peter und Malereien von mir im Stiegenhaus. Im Garten sind Bilder von Uwe, Mira, Peter und mir zu finden, auf Tischen positionieren sich Skulpturen und Kuriositäten, von Jakob angefertigt. In unserer Garage - in den letzten Tagen noch von Jakob und mir zwei Graffities verschönert - soll das Konzert von Flo und Johannes stattfinden. Im Laufe des Nachmittages und Abends werde ich mich dabei wiederfinden, wie ich von Schauplatz zu Schauplatz unseres verwandelten Zuhauses tänzle, dort mit langjährigen Wegbegleitern oder flüchtigeren Begegnungen verweile.
Ein Blick in den Garten: In die üppige nachsommerliche Vegetation eingebettet, spannen sich auf langen Drähten von Baum zu Baum Schwarz-Weiß-Fotographien, die besondere und gleichzeitig stille Momente des menschlichen Alltags in einer unaufgeregten Klarheit einzufangen scheinen. Bilder unterschiedlicher Art, von zarten Gesten oder noch morgenverklärter, unberührter Natur erzählend, umrahmen auf selbstgebauten Bambusgerüsten hängend unseren Gemüsegarten. Unter einer Serie von Landschaftsmalereien, die ich vor eineinhalb Jahren gemalt habe, liegt ein dicker Kürbis, meine Portraits werden von einem leichten Wind bewegt.
Ein kurzer Regenschauer versetzt alle Anwesenden in plötzliche Tatbereitschaft: Bilder werden in Sicherheit gebracht, weitergereicht, mit Tüchern getrocknet, geschlichtet in Werkstatt und Garage (für diesen einen Tag als Buffetraum und Konzertlocation) neu arrangiert. Doch bald können sie wieder an ihren ihnen ursprünglich zugedachten Ort gebracht werden und nach der Aufregung stärkt man sich am Serviertisch, lacht über das kleine Abenteuer. Über einer Reihe von Fotographien spannt sich ein Regenbogen.
Ich freue mich sehr über die Gäste, die gekommen sind. Verschiedenste Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen. Einige, die mich schon ganz lang begleiten, die mich aufwachsen haben sehen, mich oder unsere Familie durch leichte und schwere Zeiten begleitet haben. Es sind Menschen gekommen, die gefühlt seit jeher im gleichen Dorf leben, aber noch nie unser Haus von innen gesehen haben. Freunde und Wegbegleiter, die ich schon ganz lang nicht mehr gesehen habe, treten auf den Plan, andere habe ich erst Tage zuvor gesehen, erscheinen hier im neuen Kontext. Fasziniert beobachte ich wie sich Personen, die sich vielleicht sonst nie über den Weg gelaufen wären, hier miteinander unterhalten. Zwischen all den Begegnungen treffe ich immer wieder Papa oder sage flüchtig Hallo zu Johannes ehe wir wieder im Geschehen verschwinden.
Nach einiger Zeit habe ich kurz einem Moment nichts zu tun. Es wird Abend und im weniger werdendem Licht wird mir bewusst zu welch schöner Melodie sich das Fest für mich zusammensetzt. Bilder, Garten, das Haus, Besucher sowie Veranstalter, das Licht, der Abendhimmel, alles verwebt sich zu etwas sehr Schönem, es ist fast wie ein Kunstwerk für sich.