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Streetportraits
Ich kenne viele Menschen, die aufgehört haben, sich selber auf Fotografien zu suchen. Woran mag es liegen, denn die Menge an Fotos, die tagtäglich produziert und "geteilt" werden, steigert sich weiter. Doch das sind meist nur Variationen des ewig Gleichen: Gleiche Gesten, gleiche Blicke, vorhersehbare Kulissen, vor allem dieses Fotolächeln-wie-auf-Knopfdruck. Wer fünf Fotos gesehen hat, braucht sich nicht mehr mit den nächsten 1000 beschäftigen, er wird nichts neues über diesen Menschen erfahren. Dabei ist die Eintönigkeit nicht das Hauptproblem sondern die Falschheit dieser Bilder. Fast alles, was vor dem Stephansdom oder dem Sonnenuntergang am Meer entsteht, halte ich irgendwie für "falsch", schon allein, weil es die Person in eingelernten, wesensfremden Posen abbildet. Die meisten dieser Fotos sind bereits kurz nach Ende des Aufnahme-Anschau-Posting-Rituals wieder vergessen. Zurecht.
Oft sind die besten Fotos diejenigen, bei denen die fotografierten Menschen gar nicht wissen, dass sie überhaupt fotografiert werden. Keine Posen, ein reiches Arsenal an Gesten, Blicken, Interaktionen. Das sind die Momente, die Bilder, für die die Fotografie erfunden worden ist und durch sie ihr Potential nicht verloren hat.
Ich selber bin auf der Straße kein Freund von dem besonderen und Auffälligen. Mein Interesse liegt nicht bei den großen Gesten, mein Blick richtet sich auf die ruhigen, stillen Dinge. Damit auch eher auf ruhige, stille, nachdenkliche Menschen. Diese sind auch die meisten Heldinnen und Helden meiner Fotografien. Ich kenne sie nicht und meine trotzdem zu ihnen eine Verbundenheit zu entdecken. Manchmal werde ich damit falsch liegen, manchmal hoffe ich damit, diese Menschen in ihrer Würde abgebildet zu haben und etwas von ihrem Wesen sichtbar gemacht zu haben. Diese Fotografien nenne ich dann Streetportraits.
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