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himmel reich

Peters Essay zu Kinder- und Familienbildern von Uwe Kranner

Keine Ahnung, ob Uwe an ein Himmelreich glaubt. Aus den vielen Gesprächsfetzen habe ich mir jedenfalls zusammengereimt, dass er wahrscheinlich kein echter Bibel-Freak ist (so wie ich). Nicht nur deswegen, und nicht nur weil wir uns in den letzten Monaten gemeinsamen Studierens in der Fotoakademie angewöhnt haben, einander ein bissl zu necken und weil es eben mein Essay ist: Es ist das erste was mir eingefallen ist, als ich diese Kinderbilder sah: Die bekannte Stelle (ist sie noch bekannt?) aus dem Matthäusevangelium: „Wer ist denn im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen. Wer sich so klein macht wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.“

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Ich lernte Uwe in der Akademie und im Café Fotter kennen, wir trafen uns zuerst zufällig, dann zunehmend absichtlich. Er fiel auf als kritischer Kopf, sagen wir, man verstand schon, dass er nicht mit allem was „Mainstream“ ist in Gesellschaft und Pädagogik uneingeschränkt einverstanden ist. Später lernte ich seine hauptsächlichen Fotoarbeiten kennen. Es waren Fotos einer reinen, fast unberührten Natur (ja sowas gibt’s, man muss nur sehr früh aufstehen und dann fünf Stunden im feuchten Gebüsch liegen, um das zu sehen). Die Fotos waren allesamt sehr gut. Am meisten hat mich die Stille angesprochen, in der sie entstanden sind, und die in ihnen nachklingt. Aber na ja, ich hab‘s halt nicht so mit der fotografiegewordenen Natur, zumindest sind Landschaften und Tiere und Blumen und Tautropfen mehr live mein Ding und nicht etwas, wofür ich mich als Betrachter wie von allein interessiere. Da brauche ich fast immer eine Erklärung, damit sich überhaupt was in mir regt bereit bin einzutreten in eine solche Bilderwelt.   Der Wendepunkt - so vom freundlichen Respekt unter Studienkollegen zur fotografischen Seelenverwandtschaft (also das Wort hat der Uwe in unsere Beziehung eingeführt), alles in nur einem einzigen Wimpernschlag. Eine Onlineveranstaltung, und ich weiß nicht mal mehr genau, ob Uwe ein Portrait dort in der Gruppe hergezeigt hat oder ich so nebenbei einfach seine Homepage besucht habe. Da schau her! Echte Menschen in natürlichen Haltungen und ganz in ihrem gewohnten Alltagsumfeld! Zeitlos gültige Gesichter und Menschen in Beziehung zueinander, in Blicken und Gesten und überhaupt. Ungeschminkt, stets in einem Licht, das der liebe Gott gemacht hat und nicht der Studioblitz. Zu der Art von Natürlichkeit und Natur brauche ich keine Einführung, da trete ich ein und fühle mich wohl. Und da hab ich mir gewünscht, dass er doch bitte auch das mal herzeigen soll. Voilà!

 

 Am besten gefällt mir das Foto mit der Mutter und ihrer Tochter. Ok, ich weiß natürlich nicht, ob dieses und/oder die anderen Fotos Abbildungen von Familien sind. Das jedenfalls evozieren sie in mir, ein Abbild einer klaren Welt, in der es Geborgenheit gibt, Interesse füreinander, Sicherheit, aber auch Raum für individuelle Entfaltung. Auch wenn ich weiß, dass es keinen ursächlichen Zusammenhang gibt, löst es bei mir eben dieses Wort „Familie“ aus. Und so verstehe ich durch diese Fotos auch besser, wofür Uwe überhaupt steht, wofür er kämpft, was seine Vision ist. Und das Kämpferische der Worte ergibt mit diesen friedlichen, hoffnungsvollen Bildern ein Gesamtes.  Kommen wir an den Anfang zurück. Ich weiß natürlich keineswegs, ob diese Bilder irgendetwas mit einer Realität zu tun haben. Ich wünsche es diesen Menschen von den Fotos, die in mir den Wunsch erwecken, sie näher kennen zu lernen. Ich freue mich, dass ich wie auch immer es ist, in mir, dem Betrachter, diese Bild entsteht. Die Vision einer heilen Welt, somit - in meiner Begrifflichkeit - eine Art Himmelreich. 

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